Es ist eigentlich selten, dass ich erst einen Film sehe und dann erst das Buch dazu lese. In diesem Fall hat das wunderbar funktioniert: Nachdem ich die aktuellste Verfilmung von „Anna Karenina“ von Joe Wright u.a. mit Jude Law und Keira Knightley gesehen hatte, wollte ich unbedingt auch den Roman lesen. Das hab ich in diesen Wintermonaten endlich geschafft (weshalb Proust ein bißchen liegen geblieben ist) und er gehört definitiv zu den Büchern, die mich nachhaltig beeindrucken (werden).
Die Grundgeschichte wird den meisten von euch inhaltlich bekannt sein: Die verheiratete Anna Karenina lebt mit ihrem Mann Alexej Alexandrowitsch Karenin und ihrem Sohn zusammen. Doch dann tritt der Graf Alexej Wronski in ihr Leben und sie erfährt erstmalig, was es heißt, zu lieben. Sie geht eine Affäre mit Graf Wronski ein, bekommt eine Tochter von ihm und kämpft um die Scheidung, in die ihr Ehemann Karenin jedoch nicht einwilligt. Tolstoi beschreibt detailliert die inneren und äußeren Kämpfe, die Anna in der russischen Gesellschaft des 19.Jahrhunderts durchmachen muss. Sobald sie in der Oper auftaucht, wird sie gemieden und spürt deutlich die ihr entgegenschlagende Verachtung. Innerlich quält sie sich zum einen wegen des Verlusts ihres Sohnes Serjoscha, den sie sehr liebt, der jedoch beim Vater bleiben muss. Besonders deutlich wird dies in der Szene, als sie sich an seinem Geburtstag ins Haus schleicht, nur um ihn zu sehen. Zum anderen findet sie auch im Leben an Wronskis Seite kein Glück… Sie gibt sich dem Opiumkonsum hin und verfällt (demzufolge) mehr und mehr Wahnvorstellungen, die sie eifersüchtig und misstrauisch Wronski gegenüber machen…
Es geht aber noch um wesentlich mehr und das macht den Roman des 19. Jahrhunderts in Russland so vielfältig und lesenswert. Weiterlesen