Aufreger des Tages: „Bloggen über Literatur – das macht hierzulande fast nur die Britin Katy Derbyshire, und das auch noch in englischer Sprache.“

Ich bin soeben beim Umherwandern im Netz und auf Twitter über einen Artikel eines Johannes Schneider in der Online-Ausgabe des Tagesspiegel gestolpert, der mich ziemlich aufregt: Literaturblogger in Deutschland Bits über Bücher“.

Darin geht es um die Bloggern Katy Derbyshire, die als Engländerin über deutsche Gegenwartsliteratur bloggt und um den Blogger Stefan Mesch. Der Tonus des Artikels lautet, es gäbe kaum oder keine deutschen Blogger, die anspruchsvoll über Literatur bloggen und Gegenwartsbücher empfehlen würden: „In Deutschland dagegen seien es vor allem die Fans von Genreliteratur, die einander im Netz Inhaltsangaben und Kaufempfehlungen schrieben, vor allem aus den Bereichen Fantasy oder „Frauenliteratur“. „Chick Lit“, wie Derbyshire das nennt. „Die Nische, in der ich mich hier bewege, ist sehr klein.“

Blogger Stefan Mesch wird weiterhin zitiert: „Ich frage mich, warum nicht viel mehr Menschen über Literatur bloggen. Die Technik ist da. Das Publikum auch. Und eine Art Sehnsucht.“ Der Journalist und Autor des Artikel scheint sich selbst gar nicht auf Recherche begeben zu haben, denn merkt dazu nicht viel an. Und so entsteht der Eindruck, es gebe bei uns kaum anspruchsvolle Literaturblogs. Das erbost mich dann schon etwas. Unser kleines Blogbaby ist ja noch ziemlich jung und ich möchte jetzt keinen Wettstreit ausrufen, wer anspruchsvoller schreibt. Aber meine Recherchen, Spaziergänge und Stöberungen im Netz, ja die Kommentierenden hier in unserem Blog und bei euch bibliophilen Lesern da draußen sprechen doch aber eine ganz andere Sprache – dass absolut einige sehr gute, kritische, vielseitige Literatur- und Philosophieblogs im deutschsprachigen Netz unterwegs sind. Diese gibt es auch nicht erst seit gestern, wenn man sich die Mühe macht, sich diese Blogs näher zu betrachten, bemerkt man sehr wohl, dass einige schon seit mehreren Jahren serh aktiv über anspruchsvolle Gegenwartsliteratur bloggen.

Sicherlich gibt es auch die zahlreichen „Chick-lit“-Blogs, wie sie der Artikel ein wenig hämisch benennt, aber man kann jetzt doch nicht alle deutschen Blogger über einen Kamm scheren!? Das finde ich äußert unangemessen und für einen Journalisten sehr traurig, weil äußerst schlecht recherchiert. Er untergräbt hier die Arbeit und das Herzblut vieler Blogs, die Laura und ich hier sehr gern lesen und schätzen, weil sie wunderbare literarische und poetische Schätze entdecken und besprechen.

Nicht zuletzt die tolle Interviewreihe von Gesine von Prittwitz über bibliophile Blogger belegt die Vielfalt in unserer „Bloggerszene“, wenn es eine solche gibt. Durch ihre Vorstellungen zahlreicher Literaturblogs bin ich auf einige ganz tolle Blogs gestoßen, die meinen Lesevorlieben sehr ähnlich sind, und da ist keine reine Genreliteraturempfehlung dabei.

Ich fühle mich von diesem Artikel als frische Literaturbloggerin nicht persönlich angegriffen, aber ich als Redakteurin erwarte von einem Journalisten, dass er sich informiert und rechercheriert und damit ein ungefähres Bild der Realität abgibt. Hier geht er völlig daran vorbei, hatte keine Lust zu recherchieren oder Zeitdruck. Ansonsten ist mir nicht klar, wie er zu dieser Wahrnehmung kommt. Es scheint, er gebe nur die Meinung zweier einzelner Blogger wieder, die ihrerseits wiederum nicht wirklich sehr viel im Netz unterwegs zu sein scheinen. Schaut man sich die Blogroll von Katy Derbyshire an, findet man auch kaum einen der mir bekannten anspruchsvollen Blog wieder. Es sei ja jedem selbst überlassen, wen er verlinkt und wen er im Netz gut findet. Jeder bewegt sich eben in seinem eigenen kleinen Kosmos. Aber wie kann es sein, dass ein Journalist, sich a) nicht weiter informiert und b) ich innerhalb nur weniger Wochen eine derartige Fülle von mir sehr nahen Literaturblogs kennen lerne, die er scheinbar völlig außen vor lässt.

Sicherlich ist es ein Unterfangen, wenn man als neuer kleiner Blog, wie wir es sind, gelesen und gefunden werden möchte – aber unsere Erfahrung zeigt, dass Blogger durchaus immer auf der Suche nach Gleichgesinnten sind und sich gegenseitig vernetzen und man sich dann schnell findet.

Mal abgesehen davon, dass hier alle Blogs in einem Topf geworfen werden, ist es wirklich traurig, wenn eine so selektive Meinung sich in einem Blatt wie dem Tagesspiegel wiederfindet, dass viele Menschen lesen, die jetzt den Eindruck gewinnen könnten, es gäbe keinerlei „gute“ (was auch immer das ist) Literaturblogger in unserem Land. Zum Glück gibt es die Kommentarfunktion, die auch schon von Gesine von Prittwitz und anderen genutzt wurde, um das klarzustellen.

Ich möchte euch hiermit nahe legen, den Artikel im Tagesspiegel zu lesen und dort zu kommentieren. Ich würde mich auch gern mit euch darüber austauschen und bin gespannt, was ihr darüber denkt und ob ihr meine Aufregung versteht oder euch das nicht im mindesten tangiert …

 

41 Gedanken zu “Aufreger des Tages: „Bloggen über Literatur – das macht hierzulande fast nur die Britin Katy Derbyshire, und das auch noch in englischer Sprache.“

    1. Um ehrlich zu sein verstehe ich die ganze Aufregung nicht. Schlecht recherchierte Artikel gibt es zuhauf, mal mehr oder weniger nachvollziehbar. Natürlich ist das nicht schön, aber jeder Schreiberling setzt seinen Fokus auf andere Weise. Wenn meine seine These bestätigt wissen will, ist es kein Problem, die passenden Quellen zusammenzustellen. Ich denke es wäre naiv an die Ehrlichkeit der Journalisten zu appelieren. Der Medienbetrieb im Allgmeinen ist ein Panoptikum menschlicher Absurditäten.
      DIe Reaktion der Löffler überrascht mich ebenfalls nicht. Die Blogger können und werden die professionellen Literaturkritiker nie völlig ersetzen, aber sie verdrängen sie doch ein Stück weit von ihrem Sockel. Da würde ich auch gereizt reagieren. Das dieser Ausbruch so unqualifizierte Äußerungen zutage fördert, ist dann noch einmal eine andere Sache.
      Wenn ich meinen kleinen Bloggerkosmos und meine Internetbetrachtungen bis zu „Zeilensprünge“ beobachte, kann ich auch ein wenig nachvollziehen, dass man meinen könnte, es gäbe keine Blogs, die sich angemessen kritisch und sinnvoll mit deutscher Gegenwartsliteratur auseinandersetzen. Es gibt sie, aber für mich steht fest, dass sie in der Masse einfach untergehen. Mit Masse spreche ich hier von den sogenannten Chick-Lit-Blogs, denn die haben im Netz eindeutig die Oberhand, sei es auf YouTube oder auf den einschlägigen Blogger-Plattformen. Wir sollten uns nicht aufregen, sondern eher versuchen zueinander zu finden, um in der Masse Bestand zu haben. Denn genau in diesem Punkt liegt für mich das eigentliche Problem unserer kleinen Bloggersphäre.

  1. Ach je. Mich stört schon der ewige Vergleich zwischen den anspruchsvollen und den Blogs, die das eben angeblich nicht sind. Wer bestimmt das denn und woran wird das festgemacht? Blogdesign + Farben? Titel der besprochenen Bücher? Ein Satz im Artikel sagt für mich alles aus: „Ihr Ziel ist so klar wie einleuchtend: „dass die Menschen deutschsprachige Bücher lesen – und zwar die richtigen.““ Es gibt nur entweder richtige oder falsche Bücher? Gäääähn.
    Zum Glück gibt’s nicht nur „richtige“ Literaturblogs, sondern eigentlich so viele, dass für meinen Geschmack genug dabei ist…

  2. Ach Katja, die Aufregung lohnt nicht, schau mal diesen Artikel an: http://www.fr-online.de/panorama/literaturkritik-buecherliebhaber-gegen–hasenpups-,1472782,14812374.html, dort wird Sigrid Löffler zitiert, wie sie über einen Amazon-Kritiker herzieht: „Was legitimierte denn diesen Herrn Wiedau?“

    Selbiger hat immerhin ene Menge Rezensionen bei Amazon geschrieben und vor allem „legitimiert“ ihn sein Status als Leser, über Literatur zu sprechen. Meiner Ansicht nach. Das reicht ihr aber nicht und sie meint: „Begeisterter Leser? Exportleiter für Nahrungsmittel? Sonst hat er nichts vorzuweisen? Na schau.“ Und etwas weiter im Artikel: „Ich habe mich mein halbes Leben lang mit Literaturkritik beschäftigt. Und deshalb rede ich nur mit Leuten, die Ahnung haben. Nicht mit einem, was ist er, Botaniker?“

    Nett, nicht wahr? Nun bin ich selbst „immerhin“ Germanistin (und Anglistin), vielleicht würde ich ja „Gnade“ vor ihren Augen finden, wobei ich meine Buch-Tipps allerdings bewusst so formuliere, dass sie auch noch angenehm lesbar sind für Leute, die z. B. Botaniker sind. Ich denke, so eine harsche Haltung hat vor allem etwas mit Angst zu tun. Wo kämen sie denn hin, die professionellen Literaturkritiker, wenn sich alle lieber auf Amazon oder Blogs verlassen würden. Wobei das Gros der Leserschaft vermutlich genau das tut. Ich selbst lese „professionelle“ Buchkritiken in Feuilletons sehr gern, kann aber gut verstehen, wenn das an der Lese-Lebenswirklichkeit „normaler“ Leserinnen und Leser vorbei geht. Unschön ist natürlich die Arroganz, aber ach, was soll’s – ich brauche keine Sigrid Löffler oder sonstige Leute, die mir erzählen wollen, was Qualität ist. Das kann ich für mich selbst entscheiden ; )

  3. Ich war besonders deswegen so erstaunt über diesen schlechten Artikel, weil ich selbst mich nicht wagen würde, so schlecht recherchiert über das Thema Literaturblogs zu schreiben … Diese Trennung in „gute“ und „minderwertige“ Blogs ist, da gebe ich Mila recht, völlig bescheuert. Wer entscheidet, denn was gute Literaturkritik ist? Themen sind ja geschmacksabhänig und Lesegewohnheiten dementsprechend. Sigrid Löffler und die Feuilletonisten? Wie du schon sagst, Petra, es soll einem jeden Leser doch wohl erlaubt sein, eine dezidierte Meinung zu einem gelesenen Werk zu veröffentlichen. Frau Löffler fühlt sich wohl in ihrer Literaturkritikerehre gekränkt, weil sie jetzt erst mitbekommt, dass es zahlreiche Leser gibt, die auch ohne ihre Bemerkungen ein großen Werk verstehen können und dessen Qualität für sich einschätzen können. Das ist doch wirklich gestrig …

  4. Oh ha, da erlebe ich hier auf dem Blog, auf dem ich mich zu Hause fühle, Überraschungen, danke Katja 😉 Ich rege mich mit dir auf und denke, dass es die Aufregung auch lohnt. Tagesspiegel und (die von mir eigentlich sehr geschätzte) ZEIT publizieren diesen Artikel ohne Hinterfragen der darin vom Stapel gelassenen Phrasen… puhh. Mit Mrs Derbyshire die ja der Meinung ist, „in Deutschland dagegen seien es vor allem die Fans von Genreliteratur“, werde ich mich mal beschäftigen… wie ignorant ist das denn bitte? Die Blogs, die ich nun seit den letzten drei Monaten verfolge sind das absolute Gegenbeispiel, genau wie du schreibst, Katja! Weder beschäftigen wir uns nur mit Fantasy oder Frauenliteratur, noch ausschließlich mit Romanen!!
    @ Mila: Auch deinen Ansatz kann ich nachvollziehen; obwohl es sicher Unterschiede zwischen Blogs gibt was den Anspruch anbelangt, kann man überhaupt nicht alle in ein s/w-Raster einordnen. Ebensowenig wie die Bücher selbst! Das macht für mich gerade wertvolle Besprechungen aus, dass sie eben sowohl gute als auch schlechte Seiten eines Buches zu beleuchten im Stande sind.
    @ Petra: Wie du siehst, ich rege mich doch auf. Du fügst meiner Empörung sogar noch ein paar weitere Punkte hinzu durch deinen Link! Welch Arroganz der Dame!
    Vermutlich liegst du komplett richtig, das solche überhebliche Verachtung nur aus Angst resultieren kann. Aber wie schade! Warum leben denn Menschen so in ihren Elfenbeintürmchen und zeigen voll Abscheu auf jene, die daran rütteln?

    Letztlich kann jeder für sich entscheiden, was qualitätsvoll ist, oder lesenswert, oder „verfolgenswert“ im Netz… Sich aber von diesem Hoheitsross herab über alles erhaben zu meinen (Fr Derbyshire, Frau Löffler oder Herr Mesch oder Herr Schneider) und dabei nicht mal ordentlich recherchiert zu haben, empört mich doch sehr! Eure Laura

  5. Schlecht recherchierte Artikel sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Es fällt nur zu selten auf, weil man – naturgemäß – nicht überall Expertenwissen hat. TS und ZEIT haben eine Art Redaktionsehe geschlossen, scheinbar mit guten und mit schlechten Artikeln, wobei die schlechten dominieren. Themen, die wenig bis keine Distinktionsgewinne für Journalisten abwerfen, werden entsprechend behandelt; nicht nur dort.

    Kommentare bei ZEITonline oder TS machen meiner Erfahrung nach wenig Sinn; die Journalisten haben kein Interesse an einem Austausch mit Lesern.

    Etwas anderes ist die Kritik an diesen sogenannten Amazon-Großkritiker, die sehr wohl ihre Berechtigung hat, allerdings anders als Frau Löffler das meint (Hier mein Senf dazu).

    1. Oha, guter Punkt, werter Gregor. Nachgerechnet hatte ich nie – Zahlen sind nicht so mein Ding. Dennoch bleib ich dabei, dass jede Leserin und jeder Leser das Recht auf eine Meinung zu Büchern hat. Dass nicht alle (auf Blogs oder bei Amazon oder wo auch immer) tatsächlich echte Rezensionen schreiben, mit allem, was dazu gehört, ist richtig. Aber ich denke, dass tatsächlich den meisten kürzere Empfehlungen (oder auch Verrisse) genügen, um sich für oder gegen den Kauf eines Buchs zu entscheiden. (Übrigens lässt sich an der Qualität einer solchen Empfehlung oder eines Verrisses nicht selten festmachen, ob man zur Zustimmung neigt.) Das mag schade sein für all die guten Schreiberinnen und Schreiber wirklich guter Rezensionen, aber andererseits trägt es auch zu einer gewissen Befreiung bei. Schließlich haben nicht alle, die gern und viel lesen, Literaturwissenschaft studiert oder die Zeit und die Lust, sich so intensiv damit zu befassen, wie die professionelle Literaturkritik. Das Ist auch nicht so schlimm. Hauptsache, es wird überhaupt gelesen. Nicht gelesen wird ja schon genug.

  6. Lieber Gregor, danke für den Hinweis auf deinen Blog und zu deinem Artikel – werde ich mir sehr gern anschauen. Übrigens – ich lese selten Amazon-Rezensionen, ich vertraue da lieber guten Freunden und den in unserer Blogroll zu findenden Buchbloggern. Aber du hast mich jetzt neugierig gemacht. Liebe Grüße – Katja

  7. Ich habe mit Studierenden an der FU das Studiengangsblog http://www.litaffin.de gestartet – das gibt es seit 1.1.2010 – und mir fällt jedes Jahr auf, wenn ich mit den neuen Studierenden weiter am Blog arbeite, dass die deutschen Literaturblogger ziemlich schlecht miteinander vernetzt sind. Jeder schreibt so vor sich hin. Wir müssen viel stärker selbst die literarische Blogosphäre aufbauen. Ob mit oder ohne Tagesspiegel.

    1. Danke Nikola! Und du hast völlig Recht. Wir müssen uns vernetzen und mehr proaktiv kommentieren. Aber ich denke, dass man das auch nicht so generell jedem Blogger vorwerfen kann. Manch einer möchte eben nicht vernetzt werden, man darf ja auch noch selbst entscheiden, wen man in die Blogroll aufnimmt. Ich kenne euren Blog Litaffin und finde ihn toll. Zu meiner Studienzeit (ich bin zwar nicht 100, aber das ist doch schon ein wenig her), gab es das leider noch nicht, dass Studierende gebloggt haben.
      Danke für die Erinnerung, euch auch noch in die Blogroll aufzunehmen. Liebe Grüße – Katja

      1. Danke für die Aufnahme von Litaffin (da freuen sich die Studierenden und das ist ja nicht mein Blog) – ich selbst blogge übrigens auch über neue Literatur, und verstärkt seit einem Monat :).

    2. Ich freue mich sehr, dass ihr auf eurem Blog bereits zu zeitnah auf den Artikel reagiert habt. Ich habe mir überlegt, ob es sich überhaupt noch lohnt, sich zu äußern, konnte es mir aber auch nicht verkneifen:

      http://buzzaldrins.wordpress.com/2012/11/09/gibt-es-keine-literaturblogger-in-deutschland/

      Ich finde vor allem den Hinweis von dir, Nicole, wichtig, dass wir anscheinend nicht stark genug vernetzt sind. Ich hätte großes Interesse daran, dies zu ändern: uns besser zu vernetzen, zu profilieren und sichtbarer zu werden. Ich weiß aber nicht, ob jeder, der einen Blog hat, dieses Interesse auch teilt, da es sicherlich Arbeit machen würde, sich zu vernetzen. Ich finde es aber gut, richtig und wichtig sich über den Artikel auszutauschen und zu diskutieren.

      1. Und wie diese Vernetzung aussehen kännte, wäre auch interessant zu diskutieren. Blogroll und Kommentieren – das tun wir ja bereits. Gesines Initiative auf Steglitz meint ist auch eine sehr gute Idee gewesen und läuft ja weiter. Was fiele uns dazu noch ein? Ich werde jetzt erst mal ein Gläschen Rotwein trinken, vielleicht „inspiriert“ mich das ja.

      2. Vernetzen, genau, und vor allem Debatten anwerfen, über die Blogs hinweg diskutieren, das fände ich wichtig. Hab ich jetzt auch heute gleich auf meinem Blog gemacht. Zum Wohl!

  8. Ich sage es auch an dieser Stelle noch einmal: Ein „fast nur“ ist kein „ausschließlich“, der Artikel erhebt an keiner Stelle den Anspruch auf Vollständigkeit. Darüber, ob ich da jetzt die richtigen Blogger zu Wort kommen lasse, ob die das richtige über sich und ihre „Szene“ sagen und ob man mit anderen Kriterien nicht zu einem völlig anderen Urteil kommt, lässt sich streiten. Dafür, jedes Mal aufs Neue offenzulegen, was für einen selbst „gut“ ist (das begründete Urteil, der Ton, die Stringenz von Texten) und die Auswahl rechtfertigt, ist in der Zeitung oft zu wenig Platz. Leider. Generell – auch das hier nochmal – wundert mich die Schärfe: Man kann doch einfach sagen „Hallo, wir sind auch da“. Und ich sage: „Freut mich, les ich.“ Oder auch nicht.

    1. Hallo Jo! Super, dass du dich gemeldet hast als Autor des Artikels und Stellung nimmst. Ich finde es dennoch unkritisch und schlecht informiert. Du hättest auch kurz die Studierenden von Litaffin anschreiben können, ob es wirklch so in der „Blogszene“ aussieht, und ob sie dir ein Statement dazu geben könnten. Das hätte keine große Arbeit gemacht und wäre sicherlich gut angekommen. Ich möchte überhaupt weder dich persönlich angreifen, noch „scharf“ werden. Einzig stören mich Verallgemeinerungen und Oberflächlig- wie Kurzsichtigkeit. Dass in einem kurzen Online-Artikel nicht immer alles in epischer Breite erörtert werden kann und soll, ist mir klar. Aber da ich mich zwangsläufig als Redakteurin im Netz bewege und so tolle vielseitige Literaturblogs gefunden habe, die mir zeigen, welches Interesse an Literatur in Deutschland besteht, hat mich das schon sehr erschrocken. Wie ist denn deine persönliche Meinung zu deutschen Literaturblogs? Und dann wäre da noch die Frage, wie du dir vorstellst, dass wir „Hallo“ sagen?

      1. Naja, zum Beispiel so wie jetzt. 😉 Was dabei gut gewesen wäre (es folgt: die Phase der Selbstkritik), um jetzt hier nicht in Abwehrgefechten stecken zu bleiben: ganz deutlich zu schreiben, dass es um diesen nochmal schmaleren Bereich geht: Neuerscheinungen – deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Und dass es dann wirklich um einzelne Stimmen geht, weshalb sich litaffin, das vom Ding super, aber aufgrund der Fülle von Autoren doch sehr heterogen ist, nicht so gut eignet. Vielleicht war einfach der Anlauf zu reißerisch, die Behauptung ist – zugegeben – steil, der Literaturbegriff unklar. Sonst hättet vielleicht auch ihr das als das lesen können, was es ist: ein liebevoller Text über zwei wirklich – da bleibe ich bei, gerade weil ich mich durch eine Vielzahl meist schlecht geschriebener, dröhnend uninteressanter und/oder auf unangenehme/gefühlige Weise subjektiver Blogs gequält habe – herausragende Stimmen. Und dass die sich schlecht vernetzt fühlen – well, dagegen kann man ja was tun…

      2. Danke für dein Statement. Ich stelle hier überhaupt auch nicht den Wert oder die Qualität der Blogger in Fragen, die du vorstellst. Aber über Qualität und Geschmack und das wo und wie von Literaturkritik und Besprechungen kann man jetzt streiten, darum geht es mir jetzt nicht. Sondern diese Verallgemeinerung und dass man einfach nicht über den Tellerrand schaut. Denn dass es nach Meinung dieser von dir zitierten Blogger keine Literaturblogs gibt, stimmt so einfach nicht. Das lässt ja schon unsere Blogroll erkennen. Und das bestärkt mich nochmal in meinem Vorhaben, Literatur- und Kunstblogger hier vorstzustellen und in einer Gesprächsreihe zu Wort kommen zu lassen. Danke dafür!

  9. So, habe zumindest auf tagesspiegel.de (alles andere steht nicht in meiner Macht) den Teaser geändert und noch einen Disclaimer druntergeschrieben. Ist wahrscheinlich noch immer nicht zu aller Zufriedenheit – aber wenn jemand Sachen hat, auf die die Beschreibung, die da jetzt steht, zutrifft („Neuerscheinungen deutschsprachiger Gegenwartsliteratur“) und die mich rocken, die nehme ich dann auch unter den wüstesten Anwürfen vonwegen schlechter Recherche widerspruchslos entgegen. Nichts für ungut!

  10. Hallo zusammen,

    ich finde es überaus erfreulich, dass dieser „Aufreger“-Beitrag den Autor nicht nur zu einer erhellenden Stellungnahme veranlasst hat, sondern darüber hinaus noch zu Anpassungen des Artikels. Offenbar lässt sich wirklich etwas bewegen, das ist doch was! Ob wir nun in sein „Beuteschema“ passen – wer weiß (ich zum Beispiel lese ja durchaus nicht nur deutsche Gegenwartsliteratur, sondern auch ältere und internationale Werke) – auf jeden Fall haben wir nun alle mal „Hallo“ gesagt – und vielleicht schaut der Autor ja wirklich mal bei uns vorbei, liest es, mag es oder nicht.

    Katja, das war doch mal ein lohnender Aufreger ; )

    Liebe Grüße ringsum
    Petra

    1. Ja, super, vielen Dank für die Zusammenfassung, Petra! Ich finde auch toll, dass durch Katjas Aufreger auf unserem Blog a) eine spannende Diskussion zustande gekommen ist, die b) sogar was verändert hat im Aufreger-Artikel und den Autoren bewegte, Stellung zu beziehen und „hallo“ zu sagen, sowie c) es ggf. zu verstärkten Vernetzungen unser aller Blogs führt!
      Dazu würde ich neben zahlreichem Kommentieren z.B. das von Gesine praktizierte und von Kadda angedachte „Untereinander-Blogs-Vorstellen / Empfehlen“ vorschlagen, sowie erweiterter Austausch gern auch mal per Mail oder – sofern möglich – Treffen (wer ist alles in Berlin!?) mit evtl. „Literaturkreis“-Andenkung usw. Also ich bin für sowas sehr offen!
      Herzlichst, eure Laura

      1. Hallo Laura,
        wir – also einige Blogger – tauschen uns im Moment auch bereits auf facebook untereinander aus und da wurde genau die selbe Idee einer Übersichtsplattform geäußert, ähnlich wie es sie in Großbritannien gibt. Das fände ich eine tolle und sinnvolle Idee.

  11. Guten Abend alle zusammen – Rotwein trinken ist gut =), ich trinke Tee. Und ich möchte alle, die sich hier angesprochen fühlen, dazu aufrufen, dass wir uns vernetzen und unsere gemeinsame Leidenschaft für die Poesie noch mehr zelebrieren. Ich würd gern die digitale mit der „echten“ Welt verbinden, sich online austauschen und – jetzt werd ich total idealistisch – vielleicht die Salonkultur der 20er Jahre wieder etablieren, wo man sich trifft und austauscht – ohne dass wir festlegen, wer Anspruch definieren darf. Ich bin mir nicht sicher, welche Form das annehmen könnte und wer dazu Lust hat, doch ihr scheint euch ja teilweise angesprochen zu fühlen. Und das freut mich auch sehr.
    Wer möchte, kann sich gern bei uns auf unserer E-Mail melden, die findet ihr im Impressum. Wir freuen uns auf den Austausch und auf alle, die Lust auf eine neue Form des Austauschs haben, um etwas zu bewegen, sich einander zu inspirieren und das zu teilen, was wir alle lieben – Erzählungen, die uns entführen und verführen, von denen wir lernen können und berührt werden … Bevor ich jetzt zu sentimental werde, wünsche ich euch einen schönen Abend und danke euch alle für eure Kommentare. Und ich freue mich auch, noch mehr spannende Blogger entdeckt zu haben – dank eurer Kommentare. Bonsoir Katja

  12. Ich habe in meinem Kommentar bei Zeit Online die Redaktion darum gebeten, einen Beitrag zur literaturaffinen Bloggerszene im deutschsprachigen Raum nachzulegen. So darauf überhaupt reagiert wird, wäre damit womöglich auch ein kleiner Schritt in unserem Sinne gemacht …

    1. Liebe Gesine, ich halte das für eine sehr gute Idee, da damit auch gezeigt würde, dass es eben doch auch sorgfältig recherchierte Artikel im Onlinejournalismus (über die „Blogszene“) geben kann. Ich habe auf zeit.de auch kommentiert und mich für einen solchen von dir vorgeschlagenen Artikel ausgesprochen!

      1. Habe ich zwar bereits bei Mara schon am Nachmittag geschrieben, möchte es aber auch hier einbringen:
        Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns allenfalls dann eine (geringe) Chance für einen Folgeartikel bei Zeit Online ausrechnen können, wenn sich dort viele (ganz viele) Stimmen mit eben dieser Forderung erheben. – Und das heißt wiederum (wie man bei Twitter so schön sagt): Zeigt Followerpower, und zwar auf allen Kanälen, die euch zur Verfügung stehen.

    1. @Mara und Petra: Das mit FB ist auch gerade mein „Problem“, da ich dort bisher keine „Bloggeridentität“ habe. Abgesehen von einem von Gesine vorgeschlagenen Artikel zur literaturaffinen Bloggerszene bei uns bspw. auf zeit.de würde ich gern an einer solchen Überblicksplattform mitarbeiten. Wie können wir umgehen, dass die Diskussion sich im Netz verstreut?

  13. Das wäre sicherlich ein interessanter Ansatz, eine Plattform zu schaffen, in der wir die Diskussion bündeln können, damit nicht nur kleine Grüppchen aneinander vorbeireden. Wie das genau aussehen könnte, weiß ich leider nicht, aber ich hätte auch große Lust mich darin aktiv einzubringen.

    Die von Katja am Rande aufgebrachte Idee, sich quasi auch mal im real life zu treffen, finde ich auch toll! Spukte mir gestern auch schon durch den Kopf. Möglicherweise auf einer jährlichen Litblog-Konferenz – oder ähnliches … 😉

  14. Ganz und gar nicht abwegig, liebe Mara. Man könnte überlegen, ob man das im Rahmen einer Buchmesse macht (viele gehen da ohnehin hin, ich meist nicht, weil mir die Frankfurter Buchmesse ein bisschen wie ein CeBIT für Bücher vorkommt) oder zu einem sonstigen Event, wo sowieso Bloggende anwesend sind. Oder eben was Eigenes. Aber – puh – wer kann so was organisieren? Das ist bei all den studierenden oder arbeitenden Bloggern vermutlich nicht einfach …

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