Am heutigen regnerischen Sonntag eine romantisch-erotische Stelle aus Proust, eine Begegnung des Erzählers mit Albertine:
„Beim Anblick von Albertines Regenmantel, in dem sie eine andere Person geworden zu sein schien, die unermüdliche Wandrerin der Regentage, dieses Mantels, der dicht an ihr haftend, geschmeidig und grau, in diesem Augenblick weniger ihr Kleid gegen Nässe zu schützen als vielmehr von ihr selbst durchweicht dem Körper meiner Freundin sich anzulegen schien, als wolle ein Bildhauer danach einen Abdruck von ihren Formen nehmen, riß ich die Hülle von ihr fort, die so eifersüchtig ihre ersehnte Brust umschmiegte, und zog Albertine dicht an mich heran.
Mais toi, ne veux-tu pas, voyageuse indolente,
Rêver sur mon épaule en y posant ton front?flüsterte ich ihr zu, während ich ihren Kopf zwischen meine Hände nahm und ihr die weiten überschwemmten, stummen Wiesen zeigte, die sich im sinkenden Abendlicht bis an den Horizont erstreckten, der von den in gleicher Richtung verlaufenden Ketten ferner bläulicher Hügel abgeschlossen war.“
Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Teil 4.2: Sodom und Gomorra. Dtsch. von Eva Rechel-Mertens, Frankfurt: Suhrkamp, 1982, S.366.